Unterhaltskosten Auto: Wie ich jährlich 900€ spare

In Deutschland und in vielen anderen wohlhabenden Ländern zählt das Auto zu den größten Statussymbolen. Je größer das Auto und je mehr Power unter der Motorhaube, desto größer das Ansehen und umso reicher muss die Person nach unserem Denken sein. Viel zu oft beurteilen wir Menschen ausschließlich anhand Ihres Besitztums und stecken diese in eine Schublade. Wir Männer sind hierfür besonders anfällig. Folgende Situation kommt dir bestimmt bekannt vor: Du schlenderst gemütlich mit deiner Freundin durch die Innenstadt, plötzlich fährt ein schicker Sportwagen, beispielsweise ein Porsche, mit brutalem Sound an euch vorbei. Der erste Gedanke der uns dann oft in den Sinn kommt: der muss aber reich sein. Wenn stattdessen ein alter rostiger Opel Corsa an uns vorbeifährt, schenken wir diesem wenig bis überhaupt keine Beachtung.

Wer ist deiner Meinung nach der Vermögendere, der mit dem Porsche oder der mit dem Opel Corsa? Vermutlich der Porschebesitzer. Kann es aber nicht auch durchaus sein, dass der Opelfahrer einfach sein Geld in Vermögenswerte investiert, keinen Wert auf Konsum legt und vielleicht schon lange finanziell unabhängig ist? Während der Porschefahrer 80h/Woche arbeiten muss, um seinen endlosen Konsum zu finanzieren?

Statussymbole entstehen durch unsere Gesellschaft. Wir wachsen mit Ihnen auf und denken meistens überhaupt nicht darüber nach, ob sie Sinn ergeben oder nicht. Durch ständige Vergleiche mit unseren Mitmenschen, bekommen wir zudem das Gefühl und den Drang mithalten können zu müssen. Es werden dann teure Ratenkredite oder Finanzierungen abgeschlossen, nur um ein neues, besseres Auto als der Nachbar oder die Arbeitskollegen zu besitzen.

Warum ich meinen VW Passat verkauft und gegen einen 10 Jahre alten Seat Leon eingetauscht habe und wie ich damit knapp 900€ an Unterhaltungskosten im Jahr spare, erfährst du in diesem Beitrag.

Neuwagenkauf: Finanziell betrachtet eine extrem schlechte Entscheidung

In der Vergangenheit habe ich auch immer gedacht: das nächstes Auto muss besser, größer und schneller sein als das Alte. Mein erster PKW war ein Golf 4, dann ein Audi A4 und anschließend bin ich einen VW Passat gefahren. Dabei hat sich auch stets die Leistung mit jedem neuen Auto erhöht – ganz nach dem Motto schneller, höher, weiter. Ich bin also genau wie die meisten Menschen den Glaubenssätzen der Gesellschaft gefolgt und habe mir keine großen Gedanken über die Auswirkungen darüber gemacht. Glücklicherweise habe ich auch in jungen Jahren schon soweit gedacht und mir nie einen Neu- oder Jahreswagen angeschafft. Meine PKWs waren immer mindestens 8-10 Jahre alt als ich sie mir gekauft habe.

Finanziell gesehen ist der Neuwagenkauf eine der schlechtesten Entscheidungen die man treffen kann. Mit Übergabe und Anmeldung des Neuwagens, hat dieser bereits bis zu 25% seines Listenwertes verloren. Das bedeutet, du bekommst für einen PKW den du gerade für 50.000€ gekauft hast nur noch 37.500€. Innerhalb von 3 Jahren verliert ein Neuwagen sogar 50% von seinem ursprünglichen Wert. Wenn man das bedenkt fällt es mir oft schwer, nachzuvollziehen wie hochgebildete Menschen solche finanziellen Entscheidungen treffen können. Denn letztendlich arbeiten wir im Prinzip doch alle für ein finanziell freies und selbst bestimmtes Leben. Wenn du das nächste mal vor einem Autokauf stehst bedenke die finanziellen Aspekte und denke auch immer daran, ein Auto ist nur ein Gebrauchsgegenstand.

Warum ich mir einen Kleinwagen angeschafft habe

Da meine PKWs beim Kauf alle schon älter waren und ich mir noch nie einen Neuwagen gekauft habe, waren meine Entscheidungen hinsichtlich des Autokaufs aus finanzieller Sicht bis jetzt noch nicht so tragisch. Warum habe ich mich dann trotzdem für den Verkauf meines VW Passat entschieden und mir einen Kleinwagen zugelegt?

Anfang des Jahres habe ich mal wieder meinen Budgetplan aktualisiert und auf den neusten Stand gebracht. Mit einem Haushaltsplan überprüfe ich in regelmäßigen Abständen meine Einnahmen und meine Ausgaben und somit auch mein Sparpotenzial. Ich habe mir für das neue Jahr vorgenommen, meine Ausgaben noch weiter zu reduzieren, um noch mehr Geld zum Investieren zur Verfügung zuhaben.

Bei der Betrachtung meiner Ausgaben habe ich dann feststellen müssen, dass ich im Bereich PKW noch an so einigen Stellschrauben drehen kann, um meine Ausgaben weiter stark reduzieren zu können. Da ich jährlich ca. 15.000 Kilometer mit dem Auto unterwegs bin, habe ich überwiegend im Unterhalt und ganz besonders im Bereich Spritkosten enormes Einsparpotenzial gesehen. Das war zudem noch zu der Zeit, als die Spritpreise bei ca. 2€/ Liter lagen. Als nächstes habe ich mir die Frage gestellt, ob ich wirklich so ein großes Auto benötige. Relativ schnell ist mir dann klar geworden, dass in 98% der Fälle auch ein kostengünstigerer Kleinwagen ausreichen würde. 90% der Jahresstrecke sitze ich alleine im PKW, 8% ist meine Freundin mit dabei und in 2% der Fälle, wie beispielsweise die Fahrten in den Urlaub, wäre ein Kombi sicherlich vorteilhaft.

Für mich war dann relativ schnell klar, dass die höheren Unterhaltungskosten im Vergleich zu einen Kleinwagen, die 2% der Fälle bei denen ein Kombi Vorteile hat nicht rechtfertigen. Es musste also ein neues, sparsameres Auto her. Noch am selben Tag habe ich meinen Passat geputzt und auf Hochglanz gebracht, damit ich ansprechende Bilder für die Online Verkaufsplattformen Mobile und Autoscout machen konnte. Nachdem ich das Auto online gestellt hatte, habe ich mich direkt auf die Suche nach einem sparsamen Kleinwagen gemacht.

Weiteres Einsparpotenzial bei Kleinwagen

Um verschiedene Fahrzeugmodelle hinsichtlich des Sparpotenzials vergleichen zu können, habe ich mir als erstes eine Excelliste erstellt. Hier habe ich die für mich wichtigsten Kriterien, wie beispielsweise das Kofferraumvolumen und den Hubraum sowie die Hauptkostentreiber Spritverbrauch, Steuer und Versicherung eingetragen. Aufgrund meiner jährlichen Fahrleistung war mein erklärtes Hauptziel, beim Spritverbrauch mindestens 2 Liter/100km im Vergleich zum VW Passat (Ø7,8 L/100km) einzusparen. Auf die Leistung habe ich in diesem Fall keinen besonderen Wert gelegt. Im Gegenteil: ich habe hier sogar darauf geachtet, dass das neue Fahrzeug nicht zu viel Leistung hat. Um mein Ziel zu erreichen, war für mich weniger mehr.

Als nächstes habe ich nach spritsparende PKWs gesucht und mir dann ein paar verschiedene Modelle genauer angeschaut. Darunter war dann unter anderem ein VW Golf, Fiat 500, Suzuki Swift und Seat Leon. Das Baujahr war mir anfangs nicht so wichtig, sodass auch ein Auto älter als 10 Jahre in Frage gekommen wäre. Hier habe ich allerdings schnell bemerkt, das neuere Fahrzeuge in Sachen Spritverbrauch natürlich wesentlich effizienter sind, weshalb ich mich daraufhin auf max. 10 Jahre eingeschränkt habe. Bei der Kostenermittlung wurden weitere Faktoren wie Versicherung und die Steuern berücksichtigt.

In allen Bereichen waren die Kleinwagen wesentlich günstiger als mein Kombi. Beim Seat waren es z.B. 100€ bei der Versicherung und 70€ bei der jährlichen Steuer. Auch die Verschleißteile, wie beispielsweise Reifen, sind um ein vielfaches günstiger. Für den Passat habe ich im Schnitt 120€ pro Reifen bezahlt, beim Seat Leon sind es mit lediglich 60€ pro Reifen lediglich die Hälfte.

Kostenvergleich verschiedener PKW

Beim Vergleich der Unterhaltskosten unterschiedlicher Fahrzeuge, habe ich die laufenden Kosten für Versicherung (Vollkasko), jährliche Steuern und die Benzinkosten berücksichtigt. Der Spritkostenberechnung liegt eine jährliche Fahrleistung von 15.000 km und ein durchschnittlicher Benzinpreis von 2,0€/Liter zugrunde. Die angegebenen Verbrauchswerte sind die Herstellerangaben, der tatsächliche Verbrauch liegt hier in der Regel deutlich höher.

VW PassatVW Golf 6 Mini Cooper 1.6Suzuki SwiftFiat 500Seat Leon
Durchschnittsverbrauch in
L/ 100km (Herstellerangaben)
6,95,75,45,03,84,9
KFZ- Versicherung
(Vollkasko) 
489€375€320€335€300€342€
Steuern/ Jahr136€72€66€36€18€62€
Kosten Benzin/ Jahr2.070€1.710€1.620€1.500€1.140€1.470€
Gesamtkosten/ Jahr2.695€2.157€2.006€1.871€1.458€1.874€
Unterhaltskosten verschiedener Autos

Gemäß meinem Kostenvergleich der PKWs die für mich in Frage gekommen wären, liegt die theoretische jährliche Ersparnis zwischen 538€ und 1.237€. Dabei ist der Fiat 500 das kostengünstigste Fahrzeug. Im Vergleich zum VW Passat könnte ich hier jährlich über 1.200€ einsparen.

Warum ich mich nicht für das Auto mit den geringsten Unterhaltskosten entschieden habe

Am Ende habe ich mich trotz des höheren Einsparpotenziales vom Fiat 500 für einen Seat Leon entschieden. Aber warum?

Zum einen war mir das Kofferraumvolumen und damit der verfügbare Platz im Fiat 500 einfach zu gering. Für mich war bei der Auswahl für ein Auto entscheidend, einen Kleinwagen bzw. Kompaktwagen zu finden, der einerseits nicht mehr wie 10.000€ kostet, günstig im Unterhalt ist und trotzdem über ausreichend Platz verfügt. Das wichtigste und entschiedenste Kriterium war jedoch das Preis-/Leistungsverhältnis bzw. die Qualität. Hier habe ich mich in diversen Online-Foren und ganz speziell bei der ADAC Gebrauchtwageninfo hinsichtlich bekannter Mängel und Verschleißerscheinungen der Fahrzeuge informiert. Hier hat der Fiat 500 im Vergleich zum Golf und zum Seat ganz einfach wesentlich schlechter abgeschnitten. Bei diesem Modell trifft der Slogan „FIAT – F (Fehler) – I (in) – A (allen) -T (Teilen)“ wohl tatsächlich zu 😊 Letztendlich ist es sinnlos beim Unterhalt nach Einsparpotenzial zu suchen, wenn dadurch gleichzeitig Einbußen bei der Qualität in Kauf genommen werden müssen und dadurch ständig hohe Reparaturkosten anfallen.

Warum ich mich nicht für den VW Golf entschieden habe? SEAT ist eine Tochtergesellschaft des VW Konzerns und speziell der SEAT Leon beruht auf der Plattform des Golfs. Das bedeutet von der Größe, Ausstattung und Qualitativ ist der Seat genauso gut wie der Golf. Preislich ist dieser aber um einiges günstiger als ein Golf. Das hier ist ein klassisches Beispiel dafür, dass man oft nur Geld für die Marke bzw. Hersteller bezahlt und nicht für einen Mehrwert was Qualität und Leistung angehen.

Unterhaltskosten sparen: Wie viel Geld spare ich durch den Fahrzeugwechsel tatsächlich?

Der angegebene Spritverbrauch gemäß Herstellerangaben lässt sich in der Realität meistens nicht wirklich erzielen. Hier arbeiten die Unternehmen mit allen möglichen Tricks, um den Spritverbrauch so gering wie möglich darzustellen. Als Faustregel für den tatsächlichen Verbrauch gilt, Herstellerangabe + 1 Liter/100km. Damit kannst du grob kalkulieren, solltest du den tatsächlichen Verbrauch nicht wissen. Aus diesem Grund habe ich hier nochmal die reale Ersparnis aus dem Autowechsel berechnet und gegenübergestellt.

Meine tatsächliche Ersparnis liegt also bei jährlich 866€ (2.965€ – 2.965€). Und hier sind die geringeren Kosten für Verschleißteile wie Reifen oder Bremsen noch gar nicht berücksichtigt. Du siehst also mit dem Wechsel auf einen Kleinwagen lässt sich eine Menge Geld sparen.

Investieren: Das gesparte Geld passiv anlegen und ein Vermögen aufbauen

Eingangs habe ich dir erzählt, mein Ziel ist es, Geld im Alltag zu sparen, um mehr Kapital für meine Investitionen übrig zu haben. Schauen wir uns jetzt noch an, wie sich der jährlich eingesparte Betrag von 866€ über verschiedene Zeiträume entwickeln könnte, wenn wir das Geld jedes Jahr passiv anlegen und in einen ETF investieren.

866€ im Jahr entspricht etwas mehr als 72€ im Monat. Ich habe also nun die Möglichkeit durch den Verkauf meines Mittelklassewagens meinen monatlichen Sparplan um 72€ zu erhöhen. Wir gehen davon aus, dass diese 72€ jeden Monat in einen MSCI World ETF investiert werden. Der MSCI World hat eine durchschnittliche Jahresrendite von 7% p.a. Schauen wir uns hierzu die voraussichtliche Entwicklung über verschiedene Zeiträume an:

ZeitraumInvestiertes KapitalErhaltene ZinsenEndkapital
1 Jahr864€33€897€
5 Jahre4.320€837€5.157€
10 Jahre8.640€3.750€12.390€
20 Jahre17.280€19.483€36.763€
30 Jahre25.920€58.789€84.709€
40 Jahre34.560€144.465€179.025€
Vergleich Kapitalentwicklung über unterschiedliche Zeiträume

Nach dem ersten Jahr haben wir inklusive der erwirtschafteten Zinsen, die wir auf das angelegte Geld bekommen, 897€ gespart. Nach lediglich 5 Jahren beträgt das gesparte Endkapital schon 5.157€ mit einem Gewinn von 837€. Schauen wir uns dagegen den Betrag nach 40 Jahren an, erkennen wir ganz deutlich die Kraft des Zinseszins, welche von Albert Einstein als 8. Weltwunder beschrieben wurde. Wir haben lediglich 34.560€ investiert und haben ein Endkapital von 179.025€, was bedeutet, dass die Zinsen 4x so hoch sind wie das ursprünglich investierte Kapital.

Alleine anhand dieser monatlich gesparten 72€ ist es möglich seine Rente um ein vielfaches aufzubessern oder entsprechend ein paar Jahre früher in den Ruhestand oder die finanzielle Freiheit überzugehen. Das beste dabei: wir müssen auf nichts verzichten, denn auch mit dem Kleinwagen kommen wir von A nach B.

Wir müssen uns lediglich damit abfinden, dass wir nicht dem eingeschränkten Bild unserer Gesellschaft entsprechen, welche dem Auto ein Statussymbol gibt.

Auf welcher Seite stehst du? Statussymbol Auto oder doch eher finanzielle Freiheit durch Vermögenswerte? Schreib es gerne in die Kommentare.