Finanziell unabhängig mit 40: Wie viel Kapital benötige ich?
Das große Ziel vieler Frugalisten ist es, spätestens mit 40 Jahren finanziell ausgesorgt zu haben um schließlich in den Ruhestand gehen zu können. Der Grund hierfür ist nicht, wie oft vermutet, dass Frugalisten nicht mehr arbeiten möchten. Vielmehr geht es um ein freieres und selbstbestimmteres Leben. Es geht darum, frei entscheiden zu können, an welchen Projekten man arbeiten möchte, und um eine flexible Zeiteinteilung – bei einem 9-to-5-Angestelltenverhältnis ist das in der Regel nicht möglich. Doch wie viel Kapital muss man bis zum 40. Lebensjahr angehäuft haben, um tatsächlich von Zinsen und Kapitalerträgen leben zu können und um wirklich finanziell unabhängig zu sein? Um diese Frage geht es in diesem Beitrag.
In der Kürze liegt die Würze:
- Frugalisten streben danach, möglichst frühzeitig in den Ruhestand gehen zu können. Dafür setzen sie neben einer hohen Sparquote auch auf Investitionen in Vermögenswerte
- Ausgaben und Rendite sind die entscheidenden Kriterien, die das erforderliche Vermögen beeinflussen
- Mit der 4%-Methode kann das erforderliche Vermögen berechnet werden
- Steuern werden häufig bei der Berechnung des benötigten Kapitals übersehen, sind jedoch ein wichtiger Teil der Gleichung
Leben von Kapitalerträgen
Frugalisten versuchen schon in jungen Jahren, möglichst viel Geld beiseitezulegen, um frühzeitig nicht mehr auf ein Angestelltenverhältnis angewiesen zu sein. Mit einem sparsamen Lebensstil und der daraus resultierenden hohen Sparrate verfolgen sie dieses Ziel. Um die finanzielle Unabhängigkeit möglichst frühzeitig zu erreichen, setzen Frugalisten neben einer hohen Sparquote auch auf Investments wie Aktien, ETFs oder Immobilien. Durch sinnvolle Investitionen profitieren Anleger optimal vom Zinseszinseffekt, wodurch sich das Vermögen wesentlich schneller vermehrt als beispielsweise auf einem Tagesgeld- oder Festgeldkonto.
Das konkrete Ziel von Frugalisten ist also, genügend Kapital anzuhäufen, um dann von Kapitalerträgen wie Zinsen, Mieteinnahmen oder Dividenden ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Doch wie viel Geld benötigt man tatsächlich für die finanzielle Unabhängigkeit?
Auf die Ausgaben kommt es an
Pauschal lässt sich diese Frage natürlich nicht beantworten. Jeder von uns ist ein Individuum, hat unterschiedliche Bedürfnisse und Prioritäten. Entsprechend variieren auch die Ausgaben von Mensch zu Mensch sehr stark. Damit sind wir auch schon beim wichtigsten Punkt, um das notwendige Vermögen für finanzielle Unabhängigkeit berechnen zu können. Wie viel Kapital du letztendlich ansparen musst, um finanziell unabhängig zu sein, hängt maßgeblich von deinen persönlichen Ausgaben ab. Frugalisten haben hier den großen Vorteil, dass sie grundsätzlich versuchen, ihre Ausgaben so gering wie möglich zu halten. Entsprechend benötigen sie auch ein wesentlich geringeres Vermögen als jemand, der viel Wert auf Konsum legt und immer das Neueste vom Neuesten haben muss.
Verzinsung des Kapitals
Der zweite wichtige Faktor bei der Ermittlung des benötigten Vermögens ist die Rendite. Die Rendite beschreibt die Verzinsung des eingesetzten bzw. angesparten Kapitals. Je höher die Rendite, desto mehr Geld bekommst du aus deinen Kapitalanlagen zurück und desto geringer muss das vorhandene Vermögen sein. Ein ETF auf den MSCI World Index konnte zum Beispiel seit 1975 im Durchschnitt rund 9 % Rendite pro Jahr erwirtschaften. Das bedeutet, wenn du 100.000 € angelegt hättest, würdest du jährlich 9.000 € durch deine Investition verdienen. Da wir zukünftige Entwicklungen jedoch nicht vorhersagen können, sollten wir bei der Berechnung vorsichtig sein und nicht mit diesen 9 % rechnen. Eine gute Methode zur Berechnung des Kapitals ist die 4%-Regel.
Die 4% Regel für finanzielle Unabhängigkeit
Diese Regel besagt: Sobald du eine bestimmte Summe angespart hast, kannst du jedes Jahr rund 4 Prozent deines Kapitals zum Leben aufwenden – und zwar ohne dass dein angespartes Vermögen dadurch reduziert wird. Die 4 % entsprechen dabei der erzielten Rendite und werden durch Zinsen, Dividenden oder Mieteinnahmen erwirtschaftet.
Was bedeutet die 4% Regel?
Die 4%-Regel wurde 1998 im Rahmen der sogenannten Trinity Studie entwickelt. Professoren stellten sich die Frage, wie viel Geld jedes Jahr von einem vorhandenen Vermögen entnommen werden kann, ohne dass sich das Kapital wesentlich reduziert. Das Ergebnis dieser Studie ist die 4%-Regel. Diese 4% beziehen sich ausschließlich auf die erste Entnahmerate und werden oft falsch verstanden, als ob sie für jedes Entnahmejahr gelten würden. Tatsächlich kannst du im ersten Jahr 4% des Wertes deines Portfolios entnehmen, um deine Ausgaben zu decken.
Die folgenden Entnahmeraten werden dann jedes Jahr um die jeweilige Inflationsrate angepasst. Das bedeutet, wenn die Inflation beispielsweise 2024 bei 2% liegt, kannst du im nächsten Jahr 2% mehr entnehmen als im Vorjahr. Angenommen, du hast im ersten Jahr 40.000 € entnommen, könntest du bei 2% Inflation im nächsten Jahr 40.800 € entnehmen. Das Ziel ist es, die Kaufkraft der anfänglichen Entnahmerate jedes Jahr zu erhalten.
Berechnung des Vermögens für finanzielle Unabhängigkeit
Die Berechnung für finanzielle Unabhängigkeit gemäß der 4% Regel, erfolgt dabei nach der einfachen Formel:
Jährliche Ausgaben x 25 = benötigtes Endkapital
Zuerst sollten wir also herausfinden, wie viel Geld wir jährlich zum Leben benötigen. Dies können wir beispielsweise durch die Analyse eines Budget- oder Haushaltsplans ermitteln. Angenommen, unsere durchschnittlichen monatlichen Ausgaben belaufen sich auf 1.600 €. Über das gesamte Jahr hinweg entspricht das 19.200 € (1.600€ x 12), die wir benötigen, um all unsere Ausgaben zu decken.
Anschließend multiplizieren wir diesen Betrag mit dem Faktor 25, um zu berechnen, wie hoch unser Vermögen sein muss, um finanziell unabhängig zu sein und theoretisch nie mehr arbeiten zu müssen. Bei monatlichen Ausgaben von 1.600 € ergibt sich somit ein benötigtes Vermögen von 480.000 € (19.200 € x 25).
Wenn unsere monatlichen Ausgaben jedoch auf beispielsweise 2.100 € steigen würden, bräuchten wir ein Vermögen von 630.000 €, was 150.000 € mehr ist als im ersten Beispiel. Das verdeutlicht, wie wichtig es ist, die Ausgaben möglichst gering zu halten.
Steuern berücksichtigen
In unserem Beispiel haben wir eine wichtige Komponente noch nicht berücksichtigt: die Steuern. Auf unsere Kapitalerträge müssen wir 25% Abgeltungssteuer zahlen. Hinzu kommen der Solidaritätszuschlag von 5,5% sowie gegebenenfalls Kirchensteuer von 8% bis 9%. Dies führt zu einem maximalen Steuersatz von etwa 28%. Daher müssen wir mehr Geld von unserem Kapital entnehmen, um nach Steuern die gewünschten 19.200 € zur Verfügung zu haben.
Wenn wir mit dem höchsten Steuersatz für Kapitalerträge rechnen, sollten wir den Betrag (19.200 €) um 28% erhöhen. Das bedeutet, dass wir tatsächlich rund 24.600 € (19.200 € x 1,28) pro Jahr entnehmen müssen, um unsere Ausgaben inklusive Steuern zu decken.
Das wiederum bedeutet, dass unser Vermögen für finanzielle Unabhängigkeit größer sein muss als ursprünglich gedacht. In diesem Beispiel sollten wir uns daher ein Vermögen von mindestens 615.000 € (24.600 € x 25) ansparen, um sicherzustellen, dass wir unseren Lebensstandard halten können, einschließlich der Steuerzahlungen die auf unsere Kapitalerträge anfallen.
Aktienquote erhöhen
Bei der 4%-Regel wird angenommen, dass das zugrundeliegende Kapital zu jeweils 50% in Aktien und 50% in Anleihen investiert ist. Untersuchungen zur Entwicklung des Vermögens bei unterschiedlichen Renteneintrittszeitpunkten verwendeten Kapitalmarktrenditen von 1926 bis 1992. Dabei wurde festgestellt, dass eine jährliche Entnahme von 4% (plus Inflationsrate) das Kapital mindestens zwischen 30 und 50 Jahren ausreichen ließ. Selbst bei einem Renteneintritt zum ungünstigsten Zeitpunkt, wie während einer großen Krise, reichte das Vermögen nach dieser Regel mindestens 30 Jahre.
Unser vorrangiges Ziel ist es, unsere Ausgaben bis zum Lebensende durch Kapitalerträge abzudecken. Um sicherzustellen, dass dies gelingt, ist es sinnvoll, auch nach dem Renteneintritt weiterhin am Vermögensaufbau zu arbeiten. Eine Möglichkeit hierfür besteht darin, die Aktienquote im Portfolio zu erhöhen. Untersuchungen über verschiedene Zeiträume haben nämlich gezeigt, dass eine höhere Aktienquote die Langlebigkeit des Portfolios und die Rendite verbessert. Dadurch kann das Kapital effektiv bis zum Lebensende ausreichen.
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