Konsumschulden: Wie du die Schuldenfalle vermeidest
Grundsätzlich können wir Schulden in zwei Kategorien einteilen. Zum einen gibt es Investmentschulden die wir auch „gute Schulden“ nennen können. Die zweite Kategorie sind die Konsumschulden, die wir als „schlechte Schulden“ bezeichnen. Investmentschulden werden getätigt, um Vermögenswerte zu erwerben, mit der Absicht einen Gewinn und somit höhere Einnahmen zu erzielen. Dies können z.B. Immobilen als Kapitalanlage oder Unternehmensbeteiligungen sein. Konsumschulden hingegen sind Kredite die wir für einen Lebensstil aufnehmen der unsere monatlichen Einnahmen übersteigt und den wir uns deshalb eigentlich nicht leisten können. Im weiteren Beitrag beschäftigen wir uns mit den Konsumschulden und warum du diese unbedingt vermeiden solltest.
Was sind Konsumschulden?
Wie bereits erwähnt sind Konsumschulden Kredite die wir aufnehmen, um einen Lebensstil zu finanzieren den wir uns im Hinblick auf unsere Finanzen bzw. Einnahmen eigentlich nicht leisten können. Ein Beispiel: Unser Fernseher ist schon ein paar Jahre alt und nicht mehr auf dem neusten Stand der Technik. So gibt es aktuell den neuen Samsung mit QLED Technik und 4x besserer Bildqualität für unschlagbare 3.999€. Da wir das Geld dafür nicht haben, kommt uns die 0%- Finanzierung von Media Markt gerade recht.
0%- Finanzierungen sind nichts anderes als ein Kredit zwischen dir und dem Verkäufer. Dabei suggerieren uns die 0% das wir das Produkt scheinbar ohne zusätzliche Kosten kaufen und dann einfach in Raten abbezahlen können. Dies ist zumeist aber ein Trugschluss, denn gewöhnlich sind die Kosten für solche Produkte wesentlich höher als bei Anbietern die keine 0%- Finanzierung anbieten. So bezahlst du beispielsweise bei Media Markt für deinen neuen Fernseher 3.999€ mit einer 0%- Finanzierung, wohingegen du bei Amazon für das selbe Produkt nur 3.500€ zahlst. Somit hat die Finanzierung nur den Anschein kostenlos zu sein, doch im Endeffekt bezahlen wir für das geliehene Geld sehr hohe Gebühren.
Wie entstehen Konsumschulden?
Heute kaufen wir viele Produkte im Onlinehandel ein. Das ist zum einen sehr bequem, da wir nicht vor die Haustüre gehen und ins nächste Geschäft fahren müssen. Und zum andern ist der Kauf mit wenigen Klicks erledigt. Was sich einerseits positiv anhört hat aber auch einen großen Nachteil. So werden wir durch Werbung und Reklame ständig animiert Waren und Dienstleistungen zu kaufen. Sei es beim TV schauen, beim surfen im Internet oder auf den sozialen Medien. Durch gezielte Werbung, z.B. durch Influencer, werden bei uns Emotionen ausgelöst. Diese Emotionen führen zu einem Verlangen das uns schlussendlich zum Kauf verleitet. Das ganze passiert meistens unterbewusst, so das wir gar nicht bemerken das wir ständig Beeinflusst werden. Aufgrund des einfachen Bestellvorgangs im Internet, kaufen wir dann oft Dinge die wir mit einem größeren Aufwand, wie beispielsweise ins nächste Geschäft fahren zu müssen, nicht gekauft hätten.
So sind die Konsumkosten in Deutschland von ca. 2.000€ im Jahr 1990 auf 3.500€ im Jahr 2022 stetig angestiegen. Einen großen Anteil an dieser Entwicklung haben die schon angesprochenen Influencer. Wie der Name schon verrät beeinflussen diese uns. Wir folgen Ihnen auf Instagram, sehen deren tolle Wohnungen, Urlaubsfotos, Autos, Kleidung und weitere Produkte, die wir dann natürlich auch gerne haben möchten. Meistens gibt es dann auch noch einen Rabattcode der das Produkt wie ein Schnäppchen aussehen lässt. Durch das ständige Vergleichen mit anderen Menschen und die daraus resultierenden Emotionen und das Gefühl des „auch haben Wollens“ werden wir animiert Dinge zu kaufen, die wir zum einen nicht brauchen und uns zum andern eigentlich auch nicht leisten können.
Die Anbieter wissen natürlich um die Macht der Werbung durch Influencer und nutzen diese somit gezielt, um Ihre Produkte zu verkaufen. Zusätzlich wissen diese auch, dass viele Kunden sich manche Dinge nicht leisten können. Um dieses Problem zu umgehen wurden immer neue Systeme entwickelt, den Kauf zu erleichtern bzw. zu ermöglichen.
Kaufen auf Kredit wird immer einfacher
Hierzu zählt z.B. die schon angesprochene 0%- Finanzierung bzw. der Ratenkauf auf Kredit. Weitere Möglichkeiten den Konsum zu erleichtern sind der Kauf durch Kreditkarten oder Systeme wie „Jetzt kaufen – später bezahlen“ wie sie von PayPal oder auch klarna angeboten werden. Bei diesen Systemen wird dem Kunden die Entscheidung, Produkte zu kaufen erleichtert, da man zum jetzigen Zeitpunkt nichts bezahlen muss. Dabei ist das nichts anderes wie ein Kredit welcher früher oder später zurückgezahlt werden muss. Oft fallen zu einem späteren Zeitpunkt hohe Gebühren oder Zinsen an. So wird bei klarna in der Regel die Rechnung 30 Tage nach dem Kauf fällig. Zahlst du nicht innerhalb der kostenlosen 30 Tage Frist, wird die Transaktion in eine Finanzierung umgewandelt – die Konsequenz daraus ist die Fälligkeit von Gebühren.
Wenn wir diese Systeme zu oft nutzen verlieren wir leicht den Überblick über unsere Finanzen. Früher oder später kommen die Zahlungsaufforderungen der Anbieter ins Haus geflattert und wir können womöglich unsere Rechnungen nicht mehr begleichen. Diese versuchen wir dann mit anderen Krediten wie beispielsweise dem Dispositionskredit (Überziehung des Girokontos) zu begleichen. Das Problem dabei ist, dass solche Kredite sehr hohe Zinsen, oftmals über 10% beinhalten. Somit steigt unsere Schuldenlast weiter an – und schon sitzen wir in der Schuldenfalle und können womöglich lebenswichtige Dinge wie Miete, Lebensmittel oder Energierechnungen nicht mehr bezahlen. Oder mit den Worten von Warren Buffet: – „Wenn wir Dinge kaufen die wir nicht brauchen, müssen wir bald Dinge verkaufen die wir brauchen“.
Konsumschulden vermeiden
Du solltest dir bewusst machen das uns Werbung und das ständige Vergleichen mit andern Personen in den sozialen Medien oder unseren Mitmenschen, dazu verleitet, die verschiedensten, meist unnötigen Sachen zu kaufen. Oft machen uns diese Dinge dann noch nicht einmal glücklicher oder zufriedener – auf dieses Thema und die zugrundeliegenden Gründe hierfür werde ich in einem separaten Artikel eingehen.
Denke immer daran das Konsumgüter, im Gegensatz zu Investitionsgüter, bereits mit bzw. nach dem Kauf einen großen Teil an Wert verlieren. Kaufst du einen Neuwagen verliert dieser in den ersten 3 Jahren ca. 50% von seinem ursprünglichen Wert. Wenn es ganz dumm läuft, bezahlst du am Ende immer noch Geld für Sachen die überhaupt keinen Wert mehr haben oder du gar nicht mehr besitzt. Zu nennen wären hier beispielsweise Möbel, die dir nach einem Jahr dann doch nicht mehr gefallen und du diese dann wieder austauschst.
Vermeide teure Kredite wie Dispositionskredite (Girokonto überziehen) und Ratenkredite. Anbieter verlangen für solche Kreditformen oft Zinsen im zweistelligen Bereich und du rutschst ganz schnell in die Schuldenfalle.
Zahle deine Rechnungen sofort. Falle nicht auf die Werbeslogan „jetzt kaufen- später bezahlen“ rein. Die Ware musst du so oder so bezahlen, deshalb rate ich dir: kaufe nur Waren oder Dienstleistungen die du sofort bezahlen kannst und zahle diese auch sofort. Kannst du es nicht sofort bezahlen, dann kannst du dir es zum aktuellen Zeitpunkt auch noch nicht leisten. Lege dir Geld auf die Seite bis du den Betrag zusammen gespart hast und kaufe das Produkt erst dann. Mit dieser Methode vergisst du keine offenen Rechnungen und läufst dementsprechend nicht in die Gefahr zahlungsunfähig zu werden.
Je nach Größe der Anschaffung die du tätigen möchtest solltest du dir nach dem ersten Gedanke bis zum Kauf ein paar Tage/Wochen Zeit lassen. Meistens sind wir bei Sachen die wir zum ersten mal sehen Feuer und Flamme und unser Verlangen danach, es unbedingt haben zu wollen, ist riesig. Oft verfällt diese anfängliche Euphorie nach ein paar Tagen wieder und die Ware oder Dienstleistung ist uns dann doch nicht mehr so wichtig.
So kannst du vorhandene Schulden abbauen
Wenn du bereits Konsumschulden hast und diese abbauen möchtest hast du folgende Möglichkeiten:
- Zu aller erst solltest du dir deine finanzielle Situation genaustens anschauen und analysieren. Schreibe dir am besten eine Liste mit allen Rechnungen die noch ausstehen. Schreibe wirklich alle Konsumschulden die du hast auf. Dadurch bekommst du einen guten Überblick über deine tatsächliche finanzielle Situation.
- Als nächstes ist es hilfreich, wenn du dir deine Fixkosten und deine variablen Kosten zusammenschreibst. Dies kannst du mithilfe eines Haushalts- bzw. Budgetplan machen. Anhand von diesem Budgetplan kannst du genau erkennen, wie viel Geld du monatlich zur Tilgung deiner Schulden zur Verfügung hast. Wenn die beiden Kostenpunkte (Fix-und variablen Kosten) über deinem Einkommen liegen, schau dir an auf was du verzichten kannst bzw. wo du Einsparpotenzial hast. Versuche so viele unnötigen Kosten wie möglich zu eliminieren, um deine Schulden schnellstmöglich loszuwerden.
- Überlege dir als nächstes ob es für dich Sinn macht einen einzigen Kredit aufzunehmen mit dem du alle deine einzelnen Schulden tilgen kannst. Dieses Vorgehen nennt man Umschulden. Dadurch hast du die Möglichkeit deine Zinszahlungen zu reduzieren und hast zusätzlich einen einfacheren Überblick über deine Schulden. Der monatliche Überschuss den du mit deiner Haushaltsrechnung ermittelt hast verwendest du schließlich, um den Kredit Monat für Monat zurückzuzahlen.
- Du solltest auf jeden Fall versuchen so schnell wie möglich deine Schulden zu tilgen. Denn je höher der Betrag desto höher sind auch die zu zahlenden Zinsen.
Wenn deine Schulden zu hoch sind und du das Gefühl hast das alleine nicht schaffen zu können, zögere nicht dir professionelle Hilfe wie z.B. einen Schuldenberater zu suchen. Dieser analysiert gemeinsam mit dir deine finanzielle Situation, gibt dir Ratschlägen und zeigt dir auf dich angepasste Lösungswege.
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