So viele ETFs brauchst du wirklich

Indexfonds, auch ETFs genannt, bieten eine einfache Möglichkeit, breit in den Aktienmarkt zu investieren. Doch wie viele ETFs sind wirklich notwendig, um eine breite Streuung zu erreichen? Vor einigen Tagen las ich in der Wirtschaftswoche über eine junge Frau, die für ihren Vermögensaufbau ein ETF-Portfolio mit 17 verschiedenen ETFs zusammengestellt hat. Ihr Grund für die große Anzahl an ETFs: Sie möchte das Risiko so weit wie möglich minimieren und setzt daher auf ein sehr breit gestreutes Portfolio.

In diesem Beitrag erfährst du wie viele ETFs du wirklich benötigst, um das Risiko durch Streuung möglichst gering zu halten.

In der Kürze liegt die Würze:

  • Eine breite Streuung des Anlagevermögens wird nicht zwangsläufig durch eine große Anzahl an ETFs erreicht
  • Je mehr ETFs in einem Portfolio enthalten sind, desto höher steigen die Kosten und der Aufwand für die Pflege des Portfolios.
  • Eine große Anzahl an ETFs im Depot kann das Risiko von Klumpenrisiken erhöhen.
  • Zwei ETFs sind in der Regel völlig ausreichend, um ein Portfolio ausreichend breit zu diversifizieren.

Weniger ist beim investieren in ETFs oft mehr

Es ist grundsätzlich sinnvoll, sein Kapital möglichst breit gestreut anzulegen. Eine große Anzahl an ETFs im Portfolio sagt jedoch nicht unbedingt etwas über die tatsächliche Verteilung des Anlagevermögens aus. Viel wichtiger ist, dass die Verteilung über verschiedene Unternehmen, Branchen und Länder erfolgt. Dafür werden in der Regel gar nicht so viele ETFs benötigt, wie oft angenommen wird. Meiner Meinung nach sind 17 ETFs definitiv zu viel des Guten. Im Gegenteil, zu viele ETFs können sogar Risiken bergen und den Aufwand für Pflege und Handhabung des eigenen Depots stark erhöhen.

Nachteile von zu vielen ETFs

Je mehr ETFs in deinem Portfolio sind, desto größer ist die Gefahr, dass du bewusst oder unbewusst immer wieder in die gleichen Unternehmen investierst. Oft enthalten vermeintlich unterschiedliche ETFs teilweise dieselben Unternehmen. Dadurch erreichst du genau das Gegenteil von dem, was du mit der Vielzahl an ETFs in deinem Portfolio eigentlich angestrebt hast: Es entsteht ein Klumpenrisiko und die Streuung nimmt ab.

Vergleichen wir hierzu doch einfach mal die 10 größten Positionen aus zwei der beliebtesten ETFs, nämlich einem MSCI World ETF und einem S&P 500 ETF:

PositionMSCI World ETFS&P500 ETF
1MicrosoftMicrosoft
2AppleApple
3NvidiaNvidia
4AmazonAmazon
5MetaMeta
6Alphabet Inc. AAlphabet Inc. A
7Alphabet Inc. CAlphabet Inc. C
8Eli Lilly & Co.Berkshire Hathaway Inc.
9Broadcom Inc.Eli Lilly & Co.
10JP Morgan Chase & Co.Broadcom Inc.
Vergleich der 10 größten Positionen eines MSCI World ETF und einem S&P500 ETF (Stand Juli 2024)

Der MSCI World ETF bildet die Wertentwicklung von Unternehmen aus 23 Industrieländern ab, während ein S&P 500 ETF lediglich Unternehmen aus den USA enthält. Trotzdem sind die 7 größten Positionen in beiden ETFs identisch. Erst bei den Positionen 8, 9 und 10 gibt es Unterschiede, wobei sich bei zwei dieser drei Positionen lediglich die Reihenfolge unterscheidet. Mit anderen Worten: Unter den Top 10 Aktien in den beiden ETFs gibt es nur ein einziges Unternehmen, das sich unterscheidet. Investiert ein Anleger jetzt beispielsweise in diese beiden Indexfonds, entsteht das bereits erwähnte Klumpenrisiko. Denn dadurch werden die besagten Unternehmen wesentlich stärker gewichtet als andere.

Je mehr ETFs du in deinem Portfolio hast, desto höher werden in der Regel auch die Kosten. Anleger, die in eine Vielzahl von Indexfonds investieren, setzen häufig auch auf spezielle Branchen-ETFs. Ein Nachteil dieser ETFs sind oft höhere Kosten im Vergleich zu Indexfonds auf gängige Indizes wie beispielsweise den MSCI World. Auch das dann aufwändigere Rebalancing führt zu höheren Kosten. Rebalancing ist die Vorgehensweise, mit der Anleger ein zuvor definiertes Verhältnis zwischen den einzelnen ETFs im Portfolio wiederherstellen. Durch den damit verbundenen Kauf und Verkauf von ETF-Anteilen entstehen häufig Ausgaben in Form von Transaktionskosten und Steuern.

Der Aufwand steigt mit der Anzahl der ETFs im Portfolio

Auch der Aufwand für die Verwaltung und Handhabung von ETFs steigt mit jedem weiteren Indexfonds in deinem Portfolio. Das Rebalancing bringt nicht nur höhere Kosten mit sich, sondern erfordert auch erheblich mehr Zeit. Um das Gleichgewicht in einem Portfolio mit nur 2 ETFs wiederherzustellen, sind maximal 2 Transaktionen nötig. Angenommen, deine ursprüngliche Gewichtung lag bei 70/30 und hat sich durch Kursschwankungen auf 80/20 verschoben, müsstest du lediglich 10% der Anteile von ETF1 verkaufen und diese 10% in den untergewichteten ETF investieren. Damit ist die Verteilung wieder ausgeglichen.

Du kannst dir sicher vorstellen, wie viele Transaktionen bei einem Portfolio mit 17 ETFs nötig sind, um die gewünschte Verteilung wiederherzustellen.

Auch das Anpassen der Sparrate ist deutlich aufwendiger als bei einem kleinen ETF-Portfolio mit nur wenigen Produkten. Du siehst also, es sind viele kleine Dinge, die letztendlich zu einem wesentlich größeren Aufwand führen.

Für eine breite Streuung sind zwei ETFs vollkommen ausreichen

Um wirklich sinnvoll zu diversifizieren und das Risiko durch breite Streuung so weit wie möglich zu reduzieren, sind zwei ETFs vollkommen ausreichend. Kombinierst du nämlich einen World ETF und einen Emerging Markets ETF, bildest du damit die gesamte Weltwirtschaft nach Marktkapitalisierung ab. Ein World ETF, wie zum Beispiel der MSCI World, spiegelt die Wertentwicklung der größten Unternehmen aus 23 Industrieländern wider. Ein Emerging Markets ETF hingegen enthält Unternehmen aus Schwellenländern wie China, Indien oder Brasilien.

Mehr wie 5 ETFs sind zu viel

Um die Kosten und den Aufwand für die Pflege des Portfolios möglichst gering zu halten und um keinem Klumpenrisiko ausgesetzt zu sein, würde ich persönlich nicht mehr als 5 ETFs empfehlen.

Wann können 5 ETFs Sinn ergeben?

Beim MSCI World ist beispielsweise der Anteil der USA mit etwa 70% sehr hoch gewichtet. Möchtest du diesen Anteil geringer gewichten, könnte es sinnvoll sein, die Industrieländer mit einzelnen Regionen-ETFs abzubilden. Statt in einen World ETF zu investieren, teilst du den hierfür vorgesehenen Anteil entsprechend auf die vier Regionen Europa, USA, Japan und den Pazifikraum auf. Dadurch hast du die Möglichkeit, einzelne Regionen stärker oder schwächer zu gewichten.

Insgesamt kommst du mit einem Emerging Markets ETF somit auf 5 ETFs für dein Portfolio – und das ist völlig ausreichend. Hier erfährst du wie viele ETFs ich in meinem Portfolio habe.

In wie viele ETFs investierst du? Was ist deine Meinung hierzu?

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Mit Investitionen sind Risiken verbunden mehr dazu findest du hier.