Notgroschen – so hoch sollte er tatsächlich sein

Im Beitrag erfährst du folgendes:

  • Was ein Notgroschen ist und warum du unbedingt einen haben solltest, um finanziell abgesichert zu sein.
  • Warum die Faustregel „3-6 Monatsgehälter als Reserve zu halten“ zu pauschal ist und was die Inflation damit zu tun hat.
  • So hoch sollte dein finanzielles Polster tatsächlich sein, um optimal vorzusorgen.
  • Schritt für Schritt Anleitung – wie baue ich das finanzielle Polster auf.

Heutzutage ist für die meisten von uns das Smartphone eines der wichtigsten Utensilien welches wir immer mit uns führen. Ohne dieses kleine elektrische Gerät sind viele aufgeschmissen. Terminvereinbarungen, Bankkontencheck, Überweisungen, Navigation, Social Media oder einfach Google schnell nach Rezepten für das Abendessen fragen. Das sind nur ein paar typische Dinge die wir regelmäßig mit unseren Smartphones erledigen. Dementsprechend ist es nicht verwunderlich, dass wir nur ungern länger wie ein paar Stunden, geschweige den Tagen, von unseren Handys getrennt sind.

Was ist ein „Notgroschen“?

Vor etwa vier Wochen ist mir genau das passiert. Mein Smartphone ist von dem einen auf den anderen Tag kaputt gegangen. Es war einfach nicht mehr möglich es aufzuladen. Also habe ich mich direkt an den PC gesetzt und mir die neusten Smartphone-Vergleiche und Tests angeschaut, um schnellstmöglich ein neues Gerät zu bestellen – selbstverständlich erst nach einer entsprechenden Marktanalyse und dem checken der Preis-Leistung-Verhältnisse 😃. Nach einigen Stunden Recherche habe ich mich für ein Xiaomi entschieden und es direkt bestellt. Zeitlich gesehen lagen zwischen dem Defekt des alten Smartphones und dem Bestellen eines Neuen maximal 1 Tag.

Dieses schnelle Handeln war natürlich nur möglich, da ich einen gewissen Notgroschen angespart hatte. Je nach Hersteller und Modell können Smartphones heute schnell über 1.000€ kosten (ich empfehle natürlich keinem ein so aberwitzig teures Handy zu kaufen 😉). Aber genau für solche Fälle ist ein Notgroschen gedacht. Egal ob die Waschmaschine den Geist aufgibt, eine unerwartete KFZ-Reparatur ansteht, eine hohe Steuernachzahlung oder wie bei mir das Smartphone kaputt geht.
Diese Dinge kommen dir bestimmt bekannt vor. Oft passieren sie zum schlechtmöglichsten Zeitpunkt und dann auch noch alles auf einmal. Wenn du dir dann kein finanzielles Polster angespart hast, bist du schnell aufgeschmissen und stehst evtl. vor einem Problem.

So hoch sollte dein Notgroschen sein

Häufig wird zu einem Notgroschen von 3-6 Nettomonatsgehälter geraten. Wenn dein Arbeitgeber dir z.B. unerwartet kündigt, hättest du somit 3-6 Monate Zeit, um dir in aller Ruhe eine neue Beschäftigung zu suchen ohne, dass du dein Lebensstil komplett umstellen musst. Das finde ich sehr wichtig, da du dann erstmal nicht auf eine Beschäftigung angewiesen bist und du dir so die Zeit nehmen kannst, in Ruhe nach einer neuen Beschäftigung zu suchen. Du musst also nichts überstürzen und irgendeine Stelle annehmen, welche dir eigentlich gar nicht zuspricht.

Diese Faustregel greift zu kurz und ist zu pauschal

Die Faustregel 3-6 Monatsgehälter ist ein guter Anhaltspunkt wie ich finde. Meiner Meinung nach sollten bei der Höhe des finanziellen Polsters aber weitere Umstände betrachtet werden.

Der Notgroschen hat nichts mit deiner Altersvorsorge, deinen Investments oder der gleichen zu tun. Deshalb solltest du ihn auch auf ein separates Konto legen und wirklich nur für Notfälle verwenden. Das bedeutet aber gleichzeitig auch, dass dein Geld „arbeitslos“ auf einem Konto liegt und somit nicht für dich arbeiten kann. Mit arbeiten meine ich hier, dass dieses Geld nicht angelegt ist und du somit keine Erträge wie Zinsen, Dividenden oder ähnliches bekommst. Durch die Inflation verliert dein Geld mit der Zeit nämlich an Wert. Das ist aktuell besonders schmerzhaft, da wir zum heutigen Stand in Deutschland eine Inflationsrate von ca. 8,7% haben (Feb 2023). Dieser Tatsache kannst du nur mit entsprechenden Investments in „Sachwerte“ wie z.B. Aktien, ETF´s oder Immobilien entgegenwirken. Deshalb sollte man meiner Meinung nach auch nicht zu viel Geld unproduktiv liegen lassen.

Achtung: Sorge zu aller erst dafür, dass du ein finanzielles Polster aufgebaut hast bevor du investierst! Es bringt dir nichts, wenn du deine Investments evtl. mit Verlusten verkaufen musst, weil du schnell Geld für einen Notfall benötigst.

Betrachtung der individuellen Situation

Nicht jeder hat die selben monatlichen Einnahmen. Deshalb sollte die persönliche Einkommenssituation ebenfalls berücksichtigt werden. Wenn du z.B. 2.000€ Netto im Monat zur Verfügung hast, müsstest du nach der Faustregel zwischen 6.000€ und 12.000€ für den Notfall beiseite legen. Wenn du aber beispielsweise 3.500€ verdienst wären das bei der 3-6 Monatsregel ein Notgroschen in Höhe von 10.500€- 21.000€. Das ist meiner Meinung nach etwas zu viel des Guten und wir können einen Teil hiervon besser verwenden.

Des weiteren kommt es auch auf deine aktuelle Situation an. Wenn du Selbstständig bist, gerade einen Jobwechsel vollziehst und noch in der Probezeit bist oder deine berufliche Zukunft ungewiss ist, solltest du besser ein etwas größeres Polster haben. Genauso wenn du z.B. gerade ein Haus gekauft hast, das finanziert ist und du hierfür monatlich eine Rate aufbringen musst. Wenn du Verpflichtungen gegenüber einer Familie hast ist es ebenfalls sehr sinnvoll etwas mehr Geld für Notfälle bereit zu halten.

Deshalb bin ich der Meinung, dass die Faustregel zwar für die meisten von uns ein guter Richtwert ist, es aber immer noch weitere essentielle Faktoren gibt die berücksichtigt werden sollten.

Wie hoch sollte also dein Notgroschen sein?

Aufgrund der Tatsache, dass unser Notgroschen nicht zu klein aber auch nicht zu groß sein sollte, benötigen wir einen Mittelweg für unser finanzielles Polster. Wenn du einen finanziell gesunden Lebensstil pflegst, also achtsam mit deinem Geld umgehst und dein Geld nicht ständig für teure unnötige Dinge ausgibst, solltest du mit 6.000€-10.000€ gut zurechtkommen.

Ich empfehle dir dich einmal gründlich mit deinen Finanzen auseinanderzusetzen und zu ermitteln, wie hoch deine monatlichen Ausgaben sind. Das kannst du z.B. anhand eines einfachen Budgetplan machen. Den Betrag den du dann monatlich tatsächlich benötigst, kannst du als Richtwert für die 3-6 Monatsregel nehmen. Wenn du z.B. jeden Monat 2000€ verdienst, aber nur 1500€ benötigst, kannst du mit diesem Betrag rechnen. Somit hast du deinen Notgroschen auf deinen Lebensstil angepasst.

Der Notgroschen dient nur für Notfälle

Wie weiter oben bereits erwähnt, dient der Notgroschen nur für Notfälle. Du solltest ihn deshalb am besten auf ein separates Konto überweisen, um ihn nicht aus Versehen für andere Dinge, wie beispielsweise die neue Playstation ausgeben. Es sei denn du verdienst mit der Playstation deinen Unterhalt 🙂

Wir definieren Notfälle unterschiedlich

Was ein Notfall ist definiert natürlich jeder etwas anders. So kann es sein das für Peter, 35 Jahre alt, ein defekter Laptop ein solcher ist, weil es sein Arbeitsgerät ist, welches er jeden Tag benötigt. Hilde, 60 Jahre alt, hingegen betrachtet diese Situation nicht als Notfall, weil sie nur alle 2 Wochen etwas am PC recherchiert. Du siehst also, dass die Auslegung subjektiv betrachtet wird und von den eigenen Interessen abhängig ist.
Es gibt Situationen die allgemein für die meisten von uns als Notfall gelten, wie beispielsweise der Verlust der Arbeitsstelle. Bei den vielen anderen Dingen ist es aber ein subjektives Empfinden und jeder definiert einen Notfall etwas anders.

Schritt für Schritt Anleitung

  • Ermittle deine monatlichen Ausgaben: Als erstes solltest du ermitteln wie viel Geld du jeden Monat tatsächlich benötigst. Anhand von diesem Betrag legst du fest, wie hoch dein Notgroschen sein soll. Berücksichtige hier deine persönliche Situation und wähle einen Betrag mit dem du dich wohl und sicher fühlst. Deine monatlichen Ausgaben kannst du z.B. anhand eines Budgetplan ermitteln.
  • Festlegen deiner monatlichen Sparrate: Wenn du noch nicht genügend Geld zur Verfügung hast, um dein Notfallkonto auf einmal zu füllen, solltest du dir eine monatliche Sparrate überlegen. Für diese Sparrate legst du dann am besten einen Dauerauftrag an und überweist diesen Betrag monatlich an ein separates Konto, welches ausschließlich für diesen Zweck gedacht ist. Tipp: Nutze auch Weihnachts- oder Urlaubsgeld, Tantieme sowie Steuerrückzahlungen, um deinen Notgroschen aufzustocken.
  • Investiere erst wenn dein Notgroschen aufgebaut ist: Oberste Priorität sollte immer dein finanzielles Polster haben. Sorge deshalb dafür, dass dein Notfallkonto gefüllt ist bevor du investierst oder dein Geld für andere Dinge ausgibst.

Dein Sparmax 🙂

Wie hoch ist dein Notgroschen 💰? Auf was achtest du besonders? Schreib es gerne in die Kommentare.