MSCI World: Warum ein ETF alleine nicht ausreichend ist
1971 brachte William Sharpe und Bill Fouse den weltweit ersten ETF auf den Markt. Dieser ETF war nur für institutionelle Investoren zugänglich und wurde noch nicht an den Börsen gelistet. Deshalb war dieser Fond auch streng genommen noch kein ETF im heutigen Sinne. Erst knapp 20 Jahre später (1990) wurden dann die ersten ETFs an der Börse in Kanada gelistet und entsprechend der breiten Masse zur Verfügung gestellt. In Deutschland ist der Handel mit den kostengünstigen Indexfonds seit dem Jahr 2000 möglich. Seitdem wächst die Anzahl an unterschiedlichen ETFs die auf den Markt kommen kontinuierlich. Stand 2022 gab es weltweit etwa 9.537 verschiedene ETFs, Tendenz weiter stark steigend. Der wohl bekannteste Indexfond ist der MSCI World, welcher im Jahr 2001 aufgelegt und erstmalig an der Börse gelistet wurde.
Unabhängig von der Vielfalt an Indexfonds wird meistens empfohlen, dass lediglich ein ETF auf den MSCI World ausreicht, um sein Kapital möglichst risikoarm und weltweit anzulegen. Warum ich persönlich regelmäßig in vier unterschiedliche ETFs investiere und warum ein MSCI World alleine nicht ausreichend ist, erfährst du in diesem Beitrag.
Was ist ein ETF?
Gehen wir vorab noch einmal kurz auf die Frage ein, was ein ETF überhaupt ist. ETF steht für Exchange Traded Funds was so viel wie „börsengehandelter Indexfond“ bedeutet. Diese Indexfonds investieren in Aktien von Unternehmen die im ihm zugrundeliegenden Index enthalten sind. Ein ETF z.B. auf den MSCI World Index bildet also die Wertentwicklung, der in diesem Index enthaltenen Unternehmen so genau wie möglich nach. Wer sein Geld in Indexfonds investiert, möchte in der Regel sein Kapital kostengünstig und möglichst risikoarm am Kapitalmarkt anlegen. Aufgrund der Tatsache, dass ein Index immer mehrere Unternehmen enthält, kann das Risiko mit ETFs im Vergleich zu Investments in Einzelaktien stark reduziert werden.
Was ist ein MSCI World ETF?
Ein MSCI World ETF ist ein Indexfond der die Wertentwicklung des „Index MSCI World“ abbildet. In diesem Index sind knapp 1.600 Aktien von Unternehmen aus 23 Industrieländern enthalten. Wer in einen solchen Indexfonds investiert, investiert somit automatisch in diese 1.600 Unternehmen. Wie stark die einzelnen Unternehmen im Index gewichtet werden, wird anhand der Marktkapitalisierung (aktueller Börsenwert eines Unternehmens) entschieden. Je größer die Marktkapitalisierung, also der Gesamtwert des Unternehmens an der Börse ist, desto höher auch deren Anteil am Index. Dadurch ist es möglich, dass beim MSCI World die Top 10 Positionen (Unternehmen) im ETF alleine schon 19,76% der Investmentsumme beanspruchen. Entsprechend haben die 1.590 anderen Unternehmen im Index eine sehr geringe Gewichtung. Wo wir auch schon bei den Problemen des MSCI World ETF wären.
Welche Probleme der MSCI World ETF mit sich bringt
Der erste Grund warum ein MSCI World ETF alleine nicht ausreichend ist, ist dass dieser Index lediglich Unternehmen aus 23 Industrienationen abbildet. Es sind keinerlei Aktien von Unternehmen aus Schwellenländer wie z.B. China, Indien, Brasilien oder Taiwan enthalten. Somit wird – anders als der Name vermuten lässt – eben nicht weltweit investiert und dementsprechend profitieren wir nicht vom wirtschaftlichen Aufschwung der Schwellenländer wie beispielsweise China oder Taiwan. Investieren wir unser Geld in einen Weltaktienindex so ist unser vorrangiges Ziel die Verteilung des Kapitals in Unternehmen rund um den Globus, um möglichst breit zu streuen und um eben nicht den Gefahren von Klumpenrisiken ausgesetzt zu sein. Dieses Ziel können wir mit einem MSCI World nicht oder nur teilweise erreichen.
Ein weiteres Problem entsteht aus dem hohen Anteil an US-Aktien im ETF. Knapp 67% der im Index enthaltenen Unternehmen sind in Amerika ansässig. Aufgrund der hohen Gewichtung entsteht ein Klumpenrisiko und unsere Diversifikation (Verteilung) auf verschiedene Länder nimmt stark ab. Die große Anzahl an US-Konzernen ist ebenfalls auf die Unternehmensauswahl der Indizes zurückzuführen, welche nach Marktkapitalisierung gemacht wird. Sehr viele große und sehr große Unternehmen kommen demnach aus den USA.
Ein weiteres Thema ist die hohe Gewichtung der Top 10 Unternehmen im ETF. Demnach werden knapp 20% des Anlagekapitals in die nach Marktkapitalisierung 10 größten im Index enthaltenen Unternehmen investiert. Das ist meiner Meinung nach sehr viel, wenn man bedenkt, dass der komplette ETF aus knapp 1.600 Aktien besteht. Auch hierdurch ist die Performance sehr stark von den Top Unternehmen abhängig, was bedeutet, dass wir wieder einem Klumpenrisiko ausgesetzt sind.
Wie kann ich das Klumpenrisiko im MSCI World reduzieren?
Um Klumpenrisiken in seinem Portfolio zu vermeiden, gibt es im Endeffekt nur die Möglichkeit, seine Investments so gut wie möglich zu verteilen. Dazu gehört zum einen das Investieren in unterschiedliche Vermögenswerte wie beispielsweise Immobilien, Anleihen, Rohstoffe und eben Aktien und ETFs und zum anderen, das Diversifizieren auf Vermögenswertebene. Das bedeutet: wir sollten nicht nur in einige wenige Aktien investieren, sondern unser Kapital so gut es geht weltweit verteilen.
Ein MSCI World ETF reduziert das Risiko im Vergleich zu einem Aktienportfolio mit wenigen Einzelaktien schon sehr effektiv. Dennoch haben wir die Möglichkeit, durch sinnvolles kombinieren mehrerer ETFs, unser Anlagevermögen noch besser zu diversifizieren (streuen) und dadurch unser Risiko weiter zu minimieren. Das sollten wir auch tun, denn Regel Nummer eins beim Investieren lautet – verliere kein Geld. Und da keiner wissen kann was in Zukunft passiert, lässt sich auch die Kursentwicklung von Aktien niemals zuverlässig vorhersagen. An den Kapitalmärkten wird die Zukunft gehandelt, wir versuchen durch Berechnungen und Analysen vorherzusagen was wahrscheinlich passieren wird. Wichtig ist hier aber zu verstehen, dass es sich dabei immer um Wahrscheinlichkeiten handelt und niemals um Gewissheiten. Aus diesem Grund investiere ich zusätzlich zum MSCI World regelmäßig in drei weitere ETFs, um dadurch mein Portfolio optimal weltweit zu diversifizieren und um das Risiko Geld zu verlieren weiter zu minimieren.
2. ETF: MSCI Emerging Market
Der zweite ETF in den ich regelmäßig mein Geld investiere, ist ein Emerging Market ETF, genauer genommen in den iShares MSCI EM IMI ESG Screened UCITS ETF (WKN: A2N6TH). Dieser ETF bietet mir Zugang zu Unternehmen aus Schwellenländern wie beispielsweise China, Taiwan, Brasilien oder Indien. Bei diesem Fond wird die Entwicklung von insgesamt 2.224 Unternehmen abgebildet. Er enthält keine Unternehmen die in Geschäftsfeldern mit fossilen Kohlebrennstoffen, umstrittenen Waffen, Tabak und anderen kontroversen Branchen tätig sind und erfüllt somit die ESG-Kriterien. Durch Beimischung von diesen ETF in mein Portfolio, kann ich zum einen die Abhängigkeit der USA stark reduzieren und zum anderen wird die Gewichtung der Einzelaktien in den einzelnen Fonds minimiert.
3. ETF: Stoxx Europe 600
Ein weiterer ETF den ich in meinem Portfolio habe und monatlich mittels Sparplan bespare, ist der Lyxor Core Stoxx Europe 600 UCITS ETF ACC (WKN: LYX0Q0). Dieser Indexfonds bietet mir Zugang zu den 600 größten Unternehmen aus Europa. Auch hier geht es mir primär darum, den mit knapp 67%hohen USA-Anteil des MSCI World auszugleichen und den Anteil an europäischen Unternehmen zu erhöhen. Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist die weitere Reduzierung der hohen Gewichtung der Top 10 Unternehmen im World ETF, wovon ebenfalls alle 10 Unternehmen aus den USA kommen.
4. ETF: MSCI World Value Factor
Der dritte ETF in den ich investiere, ist der Xtrackers MSCI World Value Factor UCITS ETF (WKN:A1103E). Dieser ETF bietet Zugang zu 399 Substanzwerten aus den Industrieländern. Mit diesem Indexfonds möchte ich die Gewichtung von soliden Unternehmen erhöhen, deren innerer Wert im Vergleich zum Aktienpreis (Kaufpreis an der Börse) realtiv hoch ist. Dadurch lege ich den Fokus auf starke Unternehmen, die vermutlich langfristig im Wert steigen werden und auch Krisenzeiten gut überstehen können. Vereinfacht ausgedrückt werden bei dieser Strategie Aktien von unterbewertete Unternehmen gesucht und gekauft. Der wohl bekannteste Investor, der diesen sogenannten Value-Investmentansatz verfolgt, ist Warren Buffet. Die Aktienauswahl von Unternehmen, die in den ETF aufgenommen werden, erfolgt dabei über drei Faktoren der Fundamentalanalyse. Hier wird besonders auf das Kurs-Buchwertverhältnis, das Kurs-Gewinnerwartungsverhältnis und das Verhältnis vom Unternehmenswert zum operativen Cashflow geachtet.
Gewichtung der einzelnen ETFs im Portfolio
Wie viel Kapital wird in welchen ETF investiert? Die prozentuale Verteilung des Anlagekapitals bestimmt maßgeblich die Portfoliozusammensetzung und damit auch die Gewichtung der einzelnen Länder und Aktien im Gesamtportfolio. Wie viel Kapital in welchen ETF investiert wird, ist jedem selbst überlassen. Der MSCI World ETF sollte allerdings immer die größte Gewichtung erhalten und stellt somit das Fundament des Portfolios dar. Für ein Standard-Portfolio das lediglich aus zwei ETFs, dem MSCI World ETF und einem Emerging Market ETF besteht, empfehlen Experten meist eine Gewichtung von 70%/30%. Das bedeutet 70% in den MSCI World und 30% in den Emerging Market ETF.
Meine Verteilung sieht folgendermaßen aus:
50% MSCI World ETF
30% MSCI Emerging Market ETF
10% Stoxx Europe 600 ETF
10% MSCI World Value Factor ETF
Das Fundament bildet der MSCI World mit 50%. Dahinter folgt der Emerging Market mit 30% Gewichtung und dann kommt der Stoxx Europe 600 und der Value Factor mit jeweils 10%. Bei den Schwellenländern ist die Gewichtung im Vergleich zum Standard-Portfolio gleich geblieben. Lediglich beim MSCI World habe ich 20% weniger als im Standard-Portfolio. Diese 20% nutze ich wiederum, um den Anteil von europäischen Aktien und die Gewichtung von Substanzwerten im Gesamtportfolio zu erhöhen.
Vergleich MSCI World ETF mit Sparinsider ETF Portfolio
Schauen wir uns als nächstes an, wie sich die Zusammensetzung eines Portfolios durch Kombinieren dieser 4 ETFs vergleichsweise zu einen MSCI World verändert. Dabei betrachten wir wieder die Verteilung auf Länderebene und die Gewichtung der Einzelunternehmen.
Vergleich auf Länderebene
Durch geschicktes Kombinieren von unterschiedlichen Indexfonds ist es gelungen, die Abhängigkeit der Performance unseres Portfolios von der Entwicklung der US-Unternehmen stark zu reduzieren. Der Anteil der USA ist im Sparinsider Portfolio um knapp 30% geringer als im MSCI World. Des weiteren haben wir durch das Investment in einen Emerging Market ETF mit China, Taiwan, Südkorea und Indien jetzt auch vier Länder aus den Schwellenländer unter den Top 10 Positionen.
Vergleich Gewichtung der Einzelunternehmen
Auch bei der Gewichtung der Einzelunternehmen konnten wir durch die vier ETFs einige positive Effekte erzielen. Im MSCI World ETF sind alle Top 10 Unternehmen aus den USA, was natürlich eine enorme Abhängigkeit für die Performance unserer Kapitalanlage bedeutet. Im Sparinsider Portfolio hingegen sind unter den 10 am stärksten gewichteten Unternehmen nur noch sechs aus den US-Staaten. Selbst unter den Top 5 Positionen konnten wir mit TSCM und Tencent zwei Unternehmen aus den Schwellenländer platzieren. Ein weiterer Vorteil im Hinblick auf die Diversifikation ist die gleichmäßigere Verteilung der einzelnen Aktien. Apple und Microsoft sind im World ETF mit 5,31% und 4,20% am stärksten gewichtet. Zwar sind dies auch die stärksten Unternehmen im Sparinsider Portfolio, wir konnten den Anteil hier aber um mehr als die Hälfte reduzieren (2,44% und 1,87%) und so die Verteilung gleichmäßiger gestalten.
Fazit
Das Investieren in Indexfonds ist eine beliebte und effektive Methode, um sein Kapital an den weltweiten Kapitalmärkten anzulegen und von den Gewinnen börsennotierter Unternehmen zu profitieren. Mit Indexfonds wird in erster Linie eine kostengünstige und durch Diversifikation risikominimierte Anlagestrategie für den langfristigen Vermögensaufbau verfolgt. Letzteres können wir mit einem einzelnen ETF auf den MSCI World lediglich bedingt erreichen. Damit du die bestmögliche weltweite Verteilung des Anlagekapitals und damit eine weitestgehend marktneutrale und risikominimierte Strategie verfolgen kannst, solltest du mehrere ETFs sinnvoll miteinander kombinieren. Für den langfristigen Vermögensaufbau bietet sich hierzu das regelmäßige Sparen bzw. Investieren mittels Sparplänen an.
Dir gefällt die Anlagestrategie mit ETFs und du möchtest dir gerne ein Portfolio für den langfristigen Vermögensaufbau aufbauen, hast aber kein Geld zum Investieren übrig? Dann helfen dir meine Spartipps und ein Haushaltsplan mit Sicherheit dabei, deine Finanzen in den Griff zu bekommen und deine Ausgaben zu reduzieren.
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“Die in diesem Beitrag enthaltenen Äußerungen, Kommentare und sonstigen Inhalte sind auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Finanzinstrumente genannt werden, nicht als Anlageberatung zu verstehen und stellen weder direkt noch indirekt eine Empfehlung oder Aufforderung zum Kaufen, Halten oder Verkaufen eines Finanzinstruments oder eine diesbezügliche Beratung dar.”
Mit Investitionen sind Risiken verbunden mehr dazu findest du hier.
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