Geld weg? Was passiert, wenn mein ETF geschlossen wird?

Deine Spareinlagen auf dem Giro- oder Tagesgeldkonto sind durch die Einlagensicherung gegen eine Bankenkrise geschützt. In der Regel sind deine Einlagen bis zu einem Betrag von 100.000€ abgesichert, bei manchen Bankinstituten auch mehr. Wertpapiere, wie Aktien und ETFs, gehören zum Sondervermögen. Die depotführende Bank muss das Sondervermögen getrennt von ihrem sonstigen Vermögen verwahren. Dadurch sind auch deine ETF-Anteile vor einer Bankenpleite sicher. Doch wie sieht es mit deinen ETF-Anteilen aus, wenn der ETF-Anbieter deinen ETF auflöst bzw. schließt? Genau diese Frage habe ich mir, bevor ich angefangen habe mein Geld in Indexfonds zu investieren, auch gestellt. In diesem Beitrag erfährst du was eine Fondsschließung für Anlegerinnen und Anleger bedeutet.

Das Wichtigste aus diesem Beitrag für dich zusammengefasst:

Kein Totalverlust: ETF-Schließungen sind mit einem gewissen Aufwand verbunden. Ein Verlust kann in der Regel allerdings ausgeschlossen werden.

Anleger werden frühzeitig informiert: Dein ETF-Anbieter ist gesetzlich dazu verpflichtet dir innerhalb einer vorgeschriebenen Frist eine offizielle Mitteilung über die Schließung zu geben.

Gründe für eine Fondsschließung: Der Hauptgrund für eine ETF-Schließung ist meist, dass dieser nicht wirtschaftlich betrieben werden kann. Aber auch die Bereinigung der Produktpalette des ETF-Anbieters kann ein möglicher Grund sein.

Ablauf: Die zwei wichtigsten und häufigsten Methoden, wie ein ETF geschlossen wird, sind die Liquidation und die Fondsfusion.

Das solltest du vor deinem ETF-Investment beachten: Du kannst einige Punkte vor deinem Investment beachten, um das Risiko einer möglichen ETF-Schließung zu reduzieren. Achte auf das Fondsvolumen, Handelsvolumen, das Fondsalter und die Größe des ETF-Anbieters.

Warum werden ETFs geschlossen?

Mittlerweile gibt es alleine in Deutschland über 2.000 ETFs in die du dein Geld investieren kannst. Dabei gibt es natürlich auch viele ETFs, die den selben Index abbilden. Seitdem der Siegeszug, der heute so beliebten Indexfonds im Jahr 2000 begann, drängen immer mehr Anbieter auf den Markt. Dadurch wächst die Anzahl an ähnlichen ETFs und durch die zunehmende Konkurrenz werden Indexfonds auch immer günstiger.

Um einen ETF wirtschaftlich betreiben zu können, müssen mindestens 50 Mio. bis 100 Mio. Euro an Fondsvolumen eingesammelt werden. Ansonsten übersteigen die Kosten, welche der Anbieter mit der Aufrechterhaltung und Pflege des ETFs hat, die Einnahmen. Der ETF-Anbieter kann also den ETF nicht wirtschaftlich betreiben und deshalb werden manche ETFs nach einer gewissen Zeit wieder geschlossen.

Ein weiterer Grund ist die Bereinigung der Produktpalette des ETF-Anbieters. Um die Produktlinie schlanker und übersichtlicher zu gestalten werden dann ähnliche ETFs zu einem ETF zusammengelegt.

Liquidation oder Fondsfusion: Das sind die Unterschiede

Bei einer ETF-Schließung gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Die zwei wichtigsten und häufigsten Methoden, wie ein ETF geschlossen wird, sind die Liquidation und die Fondsfusion.

Fondsfusion

Wie der Name bereits vermuten lässt, werden im Zuge einer Fondsfusion zwei ETFs zusammengelegt oder verschmolzen. Dabei übernimmt der aufnehmende Fonds sämtliche Vermögenswerte des aufgelösten Fonds. Die Anteile des ursprünglichen ETFs werden automatisch zum jeweiligen Stichtagskurs in Anteile des aufnehmenden ETFs umgewandelt.

Anleger erhalten gegebenenfalls eine Gutschrift für einen Ausgleichsbetrag auf ihrem Konto. Zusätzlich muss jede Fusion von den Finanzaufsichtsbehörden im Voraus genehmigt werden. Dabei wird auch geprüft, ob die Anlagestrategie des aufnehmenden Fonds ähnlich der Anlagestrategie des aufzulösenden Fonds ist. Auch das ist eine Voraussetzung des Genehmigungsprozesses.

Liquidation

Wird ein ETF liquidiert, werden zu einem bestimmten Stichtag, alle ETF-Anteile des Fonds verkauft (liquidiert). Das dann zur Verfügung stehende Kapital wird anschließend an die ETF-Anleger ausgeschüttet.

Anleger werden frühzeitig über eine ETF-Schließung Informiert

Unabhängig davon, ob dein ETF liquidiert oder fusioniert wird, ist dein ETF-Anbieter gesetzlich dazu verpflichtet, dir innerhalb einer vorgeschriebenen Frist eine offizielle Mitteilung über die Schließung zu geben. Meistens bekommst du diese in Form einer Nachricht, welche in deinem Depotbank-Postfach liegt. Diese Mitteilung wurde von der Fondsaufsicht genehmigt und enthält alle relevanten Details. Du kannst dir also sicher sein, dass alle erforderlichen Informationen darin enthalten sind.

Bei einer ETF-Fusion erhältst du zusätzlich die wesentlichen Anlegerinformationen des aufnehmenden ETFs.

Info: Weil auch der aufnehmende ETF bei einer Fusion für einige Tage nicht handelbar ist, werden nicht nur die Anleger des sich auflösenden ETFs über die Fusion informiert, sondern auch die Anleger des aufnehmenden ETFs.

ETF-Anteile vor der Schließung verkaufen?

Eine ETF-Schließung dauert in der Regel einige Tage bis Wochen. Dabei wird der Kurs zu dem deine Anteile liquidiert oder fusioniert werden an einem bestimmten Stichtag festgelegt. Anschließend wird das Kapital an die Anleger ausgeschüttet oder in den neuen ETF transferiert. Dieser Vorgang dauert in der Regel einige Tage oder Wochen. In dieser Zeit, hast du keinen Zugriff auf dein Kapital.

Um diese Wartezeit zu verhindern, macht es durchaus Sinn seine Fonds-Anteile vor dem Stichtag zu verkaufen. Den Stichtag bekommst du rechtzeitig von deinem ETF-Anbieter mitgeteilt.

Ablauf einer ETF-Schließung (Liquidation)

So könnte ein Ablauf einer ETF-Liquidation beispielhaft aussehen.

DatumVorgang
15.04.2024Information der Anlegerinnen und Anleger durch ein Schreiben der Fondsgesellschaft
15.05.2024Späteste Möglichkeit ETF-Anteile an die Kapitalverwaltungsgesellschaft zurückzugeben
15.05.2024Einstellung des Börsenhandels des ETFs
25.05.2024Beginn der Liquidation des Fondsvermögens
15.06.2024Auszahlung der Liquidationserlöse an die Anleger
Ablauf einer ETF-Liquidation

Diese Konsequenzen ergeben sich für dich aus einer
ETF-Schließung

Wenn dein ETF geschlossen wird, gibt es für dich als Anleger einige wichtige Punkte zu beachten. Auch bei den sich aus einer ETF-Schließung ergebenden Konsequenzen, müssen wir zwischen den beiden Schließungsverfahren (Liquidation oder Fusion) unterscheiden.

Konsequenzen bei einer Liquidation

Bei der Schließung durch Liquidation ist die steuerliche Behandlung wohl der bedeutendste Aspekt. In diesem Fall werden nämlich die Fondsanteile verkauft. Auch wenn der Verkauf nicht von dir ausgeht und du letztendlich nichts dazu kannst, musst du dennoch deine Gewinne, die du durch den Verkauf realisierst, versteuern.

Daneben musst du dir Gedanken machen, wie du das frei gewordene Kapital in Zukunft verwenden möchtest. Dein Geld wird nach der Liquidation auf dein Girokonto ausbezahlt und sollte anschließend wieder investiert werden – du hast also einen organisatorischen Aufwand und musst einen neuen ETF suchen und finden, der zu deiner Anlagestrategie passt.

Konsequenzen bei einer Fusion

Bei der Fusion zweier ETFs gestaltet sich die Situation etwas komplexer. Hier ist das Fondsdomizil ausschlaggebend für die steuerliche Behandlung. Falls der aufnehmende Fonds nicht dasselbe Domizil hat wie der Bisherige, werden etwaige Gewinne oder Verluste realisiert und genau wie bei der Liquidation entsprechend besteuert.

Wenn jedoch eine Fusion im Inland stattgefunden hat, also zum Beispiel eine Fusion eines in Irland aufgelegten ETFs mit einem anderen irländischen ETF, hat das für dich als Anleger erst einmal keine steuerlichen Auswirkungen.

Aber auch hier hast du einen organisatorischen Aufwand. Der neue ETF sollte deinen eigenen Anlagezielen und Anforderungen entsprechen – und das gilt es zu überprüfen. Ist die Anlagestrategie des neuen ETFs dieselbe? Wie haben sich die Kosten geändert? Wie ist die Gewinnverwendung? Ausschüttend oder thesaurierend? All diese Punkte solltest du nach einer Fusion berücksichtigen und genaustens überprüfen.

Beachte diese Punkte, um eine ETF-Schließung zu vermeiden

MaßnahmeErklärung
Niedriges Fondsvolumen vermeidenETFs können erst ab einem bestimmten Volumen wirtschaftlich betrieben werden. Achte deshalb bei der ETF-Auswahl auf ein Fondsvolumen >50 Mio. Euro.
Handelsvolumen beachtenJe größer das Handelsvolumen eines ETFs desto besser. Wird ein ETF regelmäßig gehandelt, sind die Spreads, also die Differenz zwischen Verkauf- und Kaufpreis, relativ gering. Und das ist durchaus auch interessant für den ETF Anbieter. Denn mit jedem Kauf und Verkauf erzielen die Anbieter Gewinne.
Kleine ETF-Anbieter vermeidenETF-Anbieter mit einem Gesamtvermögen von mindestens zehn Milliarden Euro werden im Allgemeinen eine geringere Wahrscheinlichkeit einer Fondsschließung zugeschrieben.
Datum der Fondsauflage beachtenDie Anbieter gewähren neu aufgelegte ETFs in der Regel 2-3 Jahre, um das kritische Fondsvolumen von 50 – 100 Mio. Euro einzusammeln. Beachte das Alter bei deiner Auswahl eines ETFs.
Maßnahmen zur Vermeidung von ETF-Schließungen

Fazit ETF-Schließung

Aus finanzieller Sicht entstehen dir bei einer ETF-Schließung in der Regel keine größeren Nachteile. Das Geld ist definitiv nicht weg. Bei der Liquidierung wird lediglich die Steuerzahlung vorgezogen.

Allerdings entsteht dir ein organisatorischer Aufwand für die Neuanlage der freigewordenen Gelder oder für die Überprüfung des fusionierten ETFs. Entspricht dieser nicht deinen Bedürfnissen und Zielen, solltest du dir einen anderen Indexfonds suchen.

Um erst gar nicht der Situation einer ETF-Schließung ausgesetzt zu sein, solltest du vor deinem Investment immer auch das Fondsvolumen, das Handelsvolumen, das Alter des Fonds und gegebenen Falls noch die Größe des ETF-Anbieters überprüfen. So kannst du schon vor deinem Investment das mögliche Risiko einer Fondsschließung reduzieren.

Hat dir der Beitrag weitergeholfen? Hast du noch Fragen? Schreib es gerne in die Kommentare.

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“Die in diesem Beitrag enthaltenen Äußerungen, Kommentare und sonstigen Inhalte sind auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Finanzinstrumente genannt werden, nicht als Anlageberatung zu verstehen und stellen weder direkt noch indirekt eine Empfehlung oder Aufforderung zum Kaufen, Halten oder Verkaufen eines Finanzinstruments oder eine diesbezügliche Beratung dar.”

Mit Investitionen sind Risiken verbunden mehr dazu findest du hier.